Dieses Projekt richtet sich an die Bevölkerung der Gemeinden Nkolobeke, Inongo und Umgebung in der Demokratischen Republik Kongo. Die Menschen dieser Region leben bislang überwiegend von den von ihnen angebauten landwirtschaftlichen Produkten. Ihre Ernährung ist dürftig, proteinarm und sehr einseitig. Folgen davon sind unter anderem Vitamin A-Mangel, der nicht selten bis zur Erblindung führt, Unterentwicklung sowie eine Vielzahl von in Europa unbekannten oder seit langem besiegten Krankheiten, die durch Mangel- und Unterernährung hervorgerufen werden. Ein häufigerer Verzehr von proteinhaltigem und vitaminreichem Fisch, könnte die Ernährungssituation wesentlich verbessern.
Bislang betreiben die Fischer der Gemeinden auf dem Lokoro See traditionelle Fischerei mit relativ geringer Produktivität. Da sie Netze nicht finanzieren können, fangen sie den Fisch mit Angeln von kleinen Pirogen (Einbäumen) aus. Die Weiterverarbeitung erfolgt nach traditionellen Methoden durch Pökeln und Räuchern. Andere Konservierungs- und Lagerungsmöglichkeiten fehlen. Ebenso mangelt es an Wissen darüber, wie Fisch zur Lagerung vorbehandelt werden muss, um Verluste durch Hitze, Fraß und Fäule zu vermeiden.
Im Rahmen des Projektes sollen aus zunächst zwei Gemeinden etwa 300 Fischer anhand ihrer Leistung und Lebensführung ausgewählt werden, die initial eine Grundausbildung erhalten. Diese Ausbildung soll ihnen Kenntnisse vermitteln über: 1. Methoden des diversifizierten Fischfangs, 2. die nachhaltige Bewirtschaftung der Fischbestände, 3. ökologische Zusammenhänge (Auswirkungen der Fischerei auf die Umwelt und umgekehrt) 4. moderne Fischfangtechniken 5. Instandhaltung der Geräte, 6. Möglichkeiten und Bedingungen für eine Vermarktung.
Die dabei eingesetzten Lehrkräfte sind Ordensschwestern eines einheimischen kongolesischen Ordens mit einem entsprechenden fachlichen Hintergrund. Sie genießen vor Ort ein außerordentlich hohes Ansehen und haben bereits in der Vergangenheit wiederholt Fischerei-Seminare mit Erfolg gehalten. Parallel zu ihrer Ausbildung werden mit den Fischern Gespräche geführt – darüber, wie das bisherige Nutzungssystem gestaltet war und welche Erfahrungen sie in Bezug auf die Fischbestände haben. So soll gemeinsam ein angepasstes Nutzungssystem erarbeitet werden, dass Überfischung und Ausbeutung vermeiden hilft.
Die Fischer sollen für Fang und zum Transport der Fische mit Angeln, Fischnetzen angepasster Maschenweite, Booten und Einbäumen ausgestattet werden. Dabei werden die Boote aus Kostengründen und zur Unterstützung der einheimischen Betriebe vor Ort gebaut. Eine mit Solarenergie betriebene Kühltruhe, die in der Gemeinde Nkolobeke zu installieren ist, soll als Fang-Sammelstation fungieren. Die Gemeinde Inongo soll – zur zentralen Lagerung der Fische – einen Gefriercontainer mit Generator erhalten*. Der Fisch, der nicht für den Eigenbedarf benötigt wird, kann auf dem Wochenmarkt in Inongo verkauft werden. Auf diese Weise ist es zum einen den Fischern möglich, ihr eigenes Einkommen zu verbessern, zum anderen bereichert Fisch den heimischen Markt und kommt der ganzen Bevölkerung in den Gemeinden zu Gute.
Im weiteren Verlauf des Projektes dienen regelmäßig stattfindende Treffen zwischen Berufsfischern in den einzelnen Gemeinden sowie gegenseitige Besuche zwischen Fischern verschiedener Gemeinden dem Erfahrungsaustausch, der gegenseitigen Motivation und der Weitergabe von Wissen.
Das Projekt wird gefördert durch die Stiftung Nord-Süd-Brücken.
* Alle angeschafften Geräte bleiben Eigentum des Projektträgers in der Projektregion und werden (auch nach Beendigung der Projektförderung) von Ordensschwestern verwaltet, denen vor Ort viel Vertrauen entgegengebracht wird. Dadurch werden Streitereien und Neid zwischen Fischern verschiedener Ethnien vermieden.